Vom alten Bahnhof
“Die Haltestelle Heiligenstedten an der Schleswig-Holsteinischen Marschbahn wurde am 1.Sept. 1899 eröffnet und erfreut sich recht guten Verkehrs. Von 10 Personenzügen halten sieben auf der Station an.
1903
Der Bahnhof in Itzehoe erweist sich durch den stark anwachsenden Verkehr als zu klein…es wurde die Anlage eines Kreuzungs- bzw. Überholgleises in Heiligenstedten, verbunden mit der Verlegung des Bahnhofs angeordnet…das bisherige Bahnhofsgebäude wurde vergrößert und 300 m weiter westlich nach der anderen Seite der Bahn verlegt.
1905
Da das zweite Gleis auf dem Bahnhof sich zu kurz für längere Güterzüge erwies, wurde es im November um 50 m nach Itzehoe verlängert.
1906
Das schon vor mehreren Jahren entworfene Projekt einer schmalspurigen Kleinbahn von Itzehoe nach Hohenwestedt ist bisher nicht zur Ausführung gekommen. Heiligenstedten oder Edendorf sollten Endstation werden. Vor Jahresfrist wurde die Angelegenheit neu angeregt. Die Gemeindevertretung in Heiligenstedten erklärte sich bereit, 200 Mark zu den Vorarbeiten zu bewilligen, 1.000 Mark aber, wenn der Bahnhof dicht am Ort zu liegen käme; im März 1905 wurde der Plan vorgelegt. Danach soll die Kleinbahn neben der Staatsbahn beginnen, um Sude gehen, dann an der Staatsbahn entlang, von ihr abzweigen nach Heiligenstedten, wo der Bahnhof etwa 50 m vom letzten Haus an Juliankadamm stehen soll, dann mit Hochbau über die Staatsbahn hinweg im Bogen nach Oldendorf. Die Baukosten sind auf 2,5 Millionen veranschlagt.
1906
Die hiesige Haltestelle der Marschbahn ist noch ohne Güterverkehr. Da die Gemeinde von den 25.000 Mark für die Einrichtung die Hälfte zahlen soll, ist an die Einrichtung wohl nicht zu denken, es sei denn, dass bei der Bahn Itzehoe-Schenefeld hier die Endstation wird.
1908
Am 5. März 1908 wurde das zweite Gleis auf der Bahnstrecke Heiligenstedten Itzehoe in Betrieb genommen.
Am 28. März wurde die Strecke Heiligenstedten-Wilster zweigleisig in Betrieb genommen. Nach wiederholten Bemühungen ist es endlich gelungen eine Güterabfertigungsstelle zu erhalten, die beteiligten Gemeinden müssen hierfür 13.000 Mark bezahlen. Für die Errichtung bewilligte die Gemeinde Heiligenstedten 4.000 Mark, Bekmünde 500 Mark, Oldendorf 2.000 Mark, Baron von Blome bewilligte 3.500 Mark; außerdem wurden von dem Gutsbezirk 80 a Land unentgeltlich hergegeben. Das Bahnhofsgebäude soll dann wieder an dem alten Platz stehen.
In der Nacht vom 27.auf den 28. November 1908 fuhr der Landmann Höft aus Huje am Bahnhof in einen Güterzug, der sich in voller Fahrt befand. Das Pferd wurde getötet, weiterer Schaden aber nicht angerichtet.
Paul Bünz erzählt aus seiner Kindheit, dass bei Überschwemmungen im Herbst auch der Juliankadamm überflutet wurde. Die Leute, die zum Bahnhof wollten, und das waren damals nicht wenige, konnten den Bahnhof nicht trockenen Fußes erreichen. Wir Kinder haben sie dann mit Blockwagen vom Dorf zum Bahnhof durchs Wasser befördert. Eine Person kostete 5 Pfenning. Das war für uns Kinder ein guter Nebenverdienst.
Johann Paul Butterbrodt ca.(1730 – 1793)
ca.1730
Er war das Original von Heiligenstedten, weit und breit bekannt und in vielen Lesebüchern abgebildet wegen seines stattlichen Gewichts von 476 Pfund. Er wohnte in der Hauptstraße 25. Sein Bild hängt wohl in vielen Wirtshäusern zur Nachlieferung für die Gäste “Ik kann dat don un kann dat ok laten“, pflegte er auf den Bauch klopfend, zu sagen, wenn man ihn sein unmäßiges Saufen zum Vorwurf machte. Er war 1,98 Meter groß und hatte einen Umfang von 1,84 Meter.
In Heiligenstedten besaß er eine Gaststätte und war beliebt auch wegen seiner schlagfertigen Antworten. Er wurde 63 Jahre alt, geb. 1730, gestorben 1793. Für ihn musste eine besondere Bahre angefertigt werden, weil die vorhandene für ein solches Gewicht zu klein war. Diese Bahre soll noch lange in Heiligenstedten aufbewahrt worden sein.
ca.1786
1786 ließ er sich in Deutschland und in Frankreich für Geld auf den Jahrmärkten zeigen. In Paris war um die Zeit Baron Otto von Blome dänischer Gesandter. Und es wird erzählt, dass Blome mit Butterbrodts Hilfe eine Wette gewann, als es galt, bei einem Gelage das größte Butterbrodt auf den Tisch zu bringen. Paul Butterbrodt wurde zum festgesetzten Termin auf einem riesigen Tablett von 21 Dienern in den Festsaal getragen und erregte die Bewunderung der versammelten Kavaliere. Sie mussten zugeben, dass das gewichtige Butterbrodt des holsteinischen Barons alle von den übrigen Wettpartnern gemachten Anstrengungen in den Schatten stellte und Blome der Siegerpreis gebührte.
Butterbrodt unterstand in seinem Anwesen nicht der Blomeschen Obrigkeit, sondern war Untertan des Itzehoer Klosters, obwohl er mitten in Heiligenstedten wohnte. Das geht hervor aus dem Streit mit dem Müller in Westermühlen, den er Jahre hindurch wegen Nichtlieferung des Korn führte. Die Mühle in Westermühlen war klösterlich, und Butterbrodt musste sein Korn als klösterliche Hintersasse zur klösterlichen Mühle liefern, um es dort mahlen zu lassen.
ca.1793
“Nomen est omen“, das drängt sich auf, wenn ein Mann, der 476 Pfund Körpergewicht auf die Waage bringt, Johann Paul Butterbrodt heißt. 1922 schrieb eine Sonntagszeitung über seine Aussegnung im Jahre 1793: “Es war im Christenmond des Jahres 1793, und es war nicht so leicht und einfach, denn für solche Breite des Sarges war der alte Krug in Heiligenstedten vom Baumeister nicht eingerichtet; und so zeigte man noch viele Jahrzehnte die schnell geschaffene Öffnung in der Wand, durch die seine Abreise mit den Füßen nach vorne angetreten werden mußte…“
Schon Anselm Feuerbach schrieb von Schleswig-Holstein, dass es das Land der Roten Grütze und des fetten Rindfleisches sei und dass seine Bewohner die Fähigkeiten besäßen, große Massen an Nahrungsmitteln in sich aufzunehmen. Der Heiligenstedtener Bauer, Branntweinbrenner und Gastwirt hat diese Fähigkeit voll unter Beweis gestellt. 1730 wurde Johann Paul Butterbrodt in Itzehoe geboren. Er heiratete die Tochter des Grützmachers Köters aus Itzehoe. Die Brauerei und Gastwirtschaft in Heiligenstedten hat Johann Paul von einem Onkel mütterlicherseits geerbt.
Als Jüngling war er schlank und rank, aber mit zunehmendem Alter ging er immer mehr in die Breite. Der für Ihn leicht erreichbare Bierhahn wird viel zu seiner Gewichtszunahme beigetragen haben. Nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch über seine Grenzen hinaus war Butterbrodt bekannt. Sogar in der Literatur fand er Eingang. So heißt es in Kotzebues Lustspiel “Die deutschen Kleinstädter“: Der “Dicke“ so wie er landauf, landab genannt wurde, war über seine Körperfülle nicht unglücklich. Im Gegenteil. Er lies sich überall ehren und feiern und wo es ging, stellte er sich dem Publikum zur Schau. Das nahe Hamburg bot Gelegenheit genug.
In Paris betätschelten die Damen des Hofes den gewichtigen Mann, der zu solchen Auftritten die Tracht des Bauern der Wilstermarsch trug. In Paris wurden von ihm auch einige Kupferstiche angefertigt. Johann Paul Butterbrodt tat alles, um sein Gewicht zu halten oder noch zu vermehren. Das brachte natürlich so manche Krankheit mit sich. Zuerst versagten die Beine, die den Koloss aus Fleisch und Blut nicht mehr tragen wollten.
Seine letzten Lebensjahre, in denen ihn auch die Gicht sehr plagte, brachte er nur noch in einem Stuhlbett zu, denn er konnte nicht mehr gehen; sein Appetit aber ließ nicht nach. Nach einer schweren Lungenentzündung starb er am 7. Dezember 1793. Dieses Phänomen gab jahrzehntelang in den Spinnstuben der Wilstermarsch Geprächsstoff her und auch sein Grab wurde fleißig besucht.
Über das Heiligenstedtener Original berichtet Hans-Heinrich Rottgardt in seinem Buch “Kerle, Kauze, Originale“: “…so war der Schwergewichtige nicht nur mit Bärenkräften, sondern auch noch mit einer entsprechenden Portion Bauernschläue und Pfiffigkeit ausgestattet. Es heißt nämlich, dass Paul Butterbrodt eines Tages von seinem Beichtvater ernstlich ermahnt wurde, von der Unmäßigkeit im Essen und Trinken abzulassen; denn solche Völlerei wäre dem Körper wahrlich nicht dienlich.
Der derartig gerügte soll daraufhin treuherzig und mit einer Unschuldsmine geantwortet haben: “Herr Pastor, ik kann dat laten“. In dem Glauben, dass seine Mission von Erfolg gekrönt sein werde, verließ der Beichtvater jetzt beruhigt das Haus des dicken Brauers. Doch schon kurze Zeit später bekam der Seelsorger zu hören, dass Butterbrodt auch weiterhin noch in Saus und Braus seine Tage verbringe. Sogleich strebte er nun ärgerlich dem Brauhaus zu, und als er dann Butterbrodt zu Gesicht bekam, herrschte er Ihn folgendermaßen an: “Ihr habt mir doch versprochen, Eure Völlerei zu lassen! Haltet Ihr so Euer Wort?“ Verschmitzt lächelnd gab der Dicke daraufhin dem erstaunten Beichtvater auf platt die nachstehende Antwort:“Soweer dat nich meent, Herr Pastor; ik heff seggt, ik kann dat laten; dat heet avers nich: nahlaten, sonnern dat ik dat vele Eten un Drinken in mienen Buuk laten kann.“
Die Stör
Die Stör ist mit einer Länge von rund 84 km der längste Zufluß zur Elbe.Ihren Ursprung findet man in Willingrade, einem kleinen Dorf im Kreis Segeberg, passiert dann Neumünster, fließt quer durch den Kreis Steinburg und mündet bei Wewelsfleth in die Elbe. Ebbe und Flut bestimmen das Leben und Treiben in der Stör. Heute dient die Stör überwiegend der Freizeitschifffahrt. Binnenschiffe, die die Itzehoer Mühlenwerke und Schrotthandlungen bedienen, sieht man nicht mehr so häufig. Früher jedoch war diese Wasserstraße ein sehr wichtiger Handelsweg. Insbesondere für die Lederfabriken in Neumünster und Kellinghusen, der Mühlenwerke in Kellinghusen und Wittenbergen, aber auch für die damalige Itzehoer Zuckerfabrik, die Mühlenwerke, Holzhandlungen und nicht zu vergessen das Alsen-Zementwerk. Leider diente die Stör nicht nur der Schifffahrt, sondern sie nahm lange Zeit die Abwässer aus den Haushalten, der Landwirtschaft und der Industrie auf. Durch den Einbau von kommunalen Kläranlagen, kleinen Sperrwerken und durch Ausbaggern von Schlammschichten fanden Flora & Fauna wieder zur Harmonie zurück. 2009 wurden im Rahmen des Itzehoer Störschipperfestes 50 Fische, besser gesagt 50 „Störe“, in die Stör ausgesetzt. Vorher wurden sie jedoch noch gekennzeichnet. Weitere Störe wurden im Oberlauf bei Willenscharen vor einigen Jahren eingesetzt. Ob sich diese Aktion gelohnt hat, wird erst in ca. 15 Jahren nachzuvollziehen sein. So lange dauert es nämlich, bis die weiblichen Störe geschlechtsreif sind. Erzählungen nach, wurde 1951 der letzte Stör von Nikolaus von Holdt aus dem Fluss gefischt. Der Itzehoer „Suder Hafen“ hatte seinerzeit einen Gleisanschluss, der sehr viele Vorteile der Itzehoer Firmen und dem Umland bot. Auch für die Städte Wilster und Krempe hatte die Stör eine große Bedeutung. Besonders für Ziegeleien und den Mühlen in Rumfleth und Borsfleth ergaben sich durch den Wasserweg lukrative Anbindungen nach Hamburg und andere internationale Häfen. Hervorzuheben sind die Verladestellen der Ziegeleien „von Schrooten“ in der Dorfstraße und am Hodorfer Außendeich, wobei heute noch der damalige Deichdurchbruch (Stöpe) beim Hof Mohr an der Dorfstraße und Gebäudereste auf dem Hof „von Schrooten“ zu erkennen sind. Die Ziegelproduktion wurde im seinerzeit großen Umfang für den Wiederaufbau Hamburgs nach den Kriegsschäden durchgeführt. Die Hodorfer Ziegelei wurde von Herrn Alsen gekauft und war somit die Keimzelle für das spätere Zementwerk in Itzehoe.
Etwa 400 m hinter der Klappbrücke liegt der Vereinshafen der Itzehoer Seglervereinigung. Es ist der letzte Sportboothafen auf der Stör, der mit einem stehenden Mast erreicht werden kann. Da die Stör ein tidenabhängiges Gewässer ist, ist der Hafen durch eine Dockschleuse geschützt! Natürlich war die Stör nicht immer so ruhig und lieb. Auch Heiligenstedten hat einige Sturmfluten überstanden, die große Schäden und verschreckte Menschen hinterließen. Von der letzten großen Sturmflut kann man am 16. u 17. Februar 1962 sprechen. Die Suder Marsch lief voll. Das waren die Ventile, um die Hauptdeiche zu entlasten. Die Stöpen wurden mit Bohlen verschlossen und mit Sandsäcken verdichtet. Obwohl 1953 bereits die Deiche von der Mündung bis Itzehoe 1m erhöht wurden, peitschte das Wasser über den Deichkamm. Hinter dem Schloss drohte der Deich zu brechen, und dort schoben die Wassermassen gegen Abend dann ein 30m Stück Deich einfach vor sich her. In der Schlossstraße standen 6 Häuser auf dem Deich. Das Wasser floss unter die Häuser und brachte den Bewohnern Unmengen Wasser in ihre Wohnstuben. Trotz der Flut sank der Wasserspiegel gegen Morgen. Grund: Der Deich bei Münsterdorf war gebrochen. Nun lief die Südseite von Münsterdorf her voll Wasser. Die Ländereien waren so überspült, dass keine Straßen und Wege mehr erkennbar waren. Der „Sanddeich“ brach daraufhin auch, weil er nur aus einem Sandkern bestand. Die Heiligenstedtener Marschgebiete wurden bis zur Hodorfer Feldmark überflutet. Somit zeigte sich, dass der östliche Mitteldeich südlich der Klappbrücke gegenüber der schweren Sturmflut standfest war. Die landwirtschaftlichen Betriebe entlang der Heiligenstedtener Dorfstraße hatten große Einbußen, da die Flächen „von hinten“ überflutet wurden. Es dauerte gut 3 Wochen, bis es wieder abgepumpt war. Der Deichbruch in Münsterdorf war die Rettung für die Heiligenstedtener Ortslage. Der Deich hinter dem Schloss und in der Blomestraße, bei der heutigen „Karins Futterkrippe“, erlitt schwere Schäden und ließ Wasser durch. Die Gastwirtschaft “Zur Erholung“ traf es am schlimmsten. Das Wasser schoss durch den Saal und die Kegelbahnen. Die Bewohner des Präbendenhauses und Wiesengrundes wurden für einige Tage nach Oldendorf evakuiert. Die Hauptstraße war völlig verschlammt. Diverse Löcher im Deich mussten saniert werden. Durch unzählige Helfer, der Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und DRK hat sich dennoch alles gut zurechtgelaufen und es sind nur die Erinnerungen geblieben.
Die historische Klappbrücke
Zur Überquerung der Stör diente vor Ort die Klappbrücke Heiligenstedten. Weiter südlich dienten kleinere Fähren für Fußgänger, Radfahrer und Handwagen in Hodorf und Uhrendorf zur Querung des Flusslaufs. Einkäufe und Besorgungen aller Art der östlichen ländlichen Marschbevölkerung waren Richtung Wilster ausgerichtet, da die Wege bedingt durch die Fähren so erheblich kürzer als zur Kreisstadt Itzehoe waren. In Hodorf sind heute noch 2 Fährhäuser existent. Am Ende der Straße „Deicherde“ gab es die „Holler-Fähre“ bis ca. 1955. Das Haus wird von Familie Hartmann aktuell bewohnt. Die andere Fähre, wo heute die Familie Schäpe wohnt, wurde bis 1935 von Nikolaus von Holdt betrieben. Die Fährmänner konnten ihren Lebensunterhalt durch das Fährgeld, der Fischerei und einer kleinen Landwirtschaft bestreiten.
Der Ursprung der Heiligenstedtener Klappbrücke lag darin, dass die Heiligenstedtener Südbewohner, die Hodorfer und Heiligensted-tenerkamper einfacher zum Gottesdienst in die St.Marienkirche gelangen konnten. Später kam der Handel von Waren dazu, deshalb wurde der Steg durch eine Brücke ersetzt.
Würde man einen Stammbaum darstellen, würde er lauten:
1392 -ein Steg verbindet beide Seiten Heiligenstedtens
1442 -Errichtung der ersten Holzbrücke
1777 -Bau einer Holzklappbrücke
1887 -ein Teil Holz wurde durch Eisen ersetzt
1967-69 -die Holzklappbrücke wird durch eine Eisenbrücke ersetzt
2001 -jetzige Klappbrücke
Bis 1966 musste der sogenannte Brückenzoll gezahlt werden. Einmal für die Überquerung der Brücke, aber auch der Schiffsverkehr musste zahlen. Dieses geschah mit einem Klingelbeutel, der an einem Stiel befestigt war. Passierte ein Schiff die Brücke, kam der Brückenwärter mit seinem Klingelbeutel und sammelte den Zoll ein. Häufig sah man, dass die Frau des Brückenwärters mit einem Holzkasten, der um den Bauch gebunden wurde, also eine Art Bauchladen, an der Brücke umherging und den Passanten Kleinigkeiten und Leckereien verkaufte. So konnte sie sich etwas zuverdienen, und es wurde etwas Geselliges daraus, da der Eine oder Andere sich dann dort zu einem Klönschnack traf. 1966 wurde der Besitz der Brücke vom Kreis Steinburg übernommen, der dann auch den damaligen Umbau von der Holzbrücke zur Eisenbrücke mit 1,5 Millionen D-Mark finanzierte. Seitdem ist die Stör eine öffentliche Wasserstraße. Für die Überquerung brauchte kein Wegegeld mehr gezahlt werden. Der Klingelbeutel gehörte damit der Vergangenheit an.
Das Präbendenhaus
Kurz vor der Klappbrücke steht am Deichfuß das Präbendenhaus. Es entstand im 17.Jahrhundert durch den adeligen Balthasar von Ahlefeld, der damals z.B. auch das Herrenhaus Julianka erbaute! Balthasar von Ahlefeld segelte einst mit seiner Frau auf der Eckernförder Bucht, geriet in Seenot, betete zu Gott und versprach, wenn er dieses überlebte, würde er sich um die Armen und Alten kümmern! Noch im selben Jahr wurde der Grundstein für ein Armenstift in Heiligenstedten gelegt.1638 war das Haus, mit 16 Unterkünften für ältere Dorfbewohner, fertiggestellt. 1952 ging es dann in das Eigentum der Gemeinde über und aus dem Präbendenstift wurde das Präbendenhaus. 1962 begann der Umbau der 16 Unterkünfte zu 9 altersgerechten Wohnungen. Nach der damaligen Sturmflut 1962 musste ein Teil des Stördeiches erneuert werden. Seitdem gibt es aus den Wohnzimmern keinen freien Blick auf die meist friedliche Stör, sondern nur noch aus den Dachfenstern.
Kerstin Kuhrt